Die Bulgaren Die sog. Proto- oder Ur-Bulgaren, ein Turkvolk, das wohl aus den Resten der nach Osten abziehenden Hunnen und aus den Ogurstämmen im nördlichen Schwarzmeerbereich hervorgegangen ist. Als Verbündeterdes Kaisers Herakleios gründete Anfang des 7. Jahrhunderts Kovrat (Kuvrat) ein Großbulgarisches Reich nördlich vom Schwarzen Meer, das allerdings schon in der Mitte des 7. Jahrhunderts auseinanderbrach. Ein Teil der abwandernden Bulgaren wandte sich nordwärts und gründete im Wolga-Kama-Gebiet das Wolgabulgarische Reich, eine andere Gruppe erzwang den Übertritt auf byzantinisches Reichsterritorium. Kaiser Konstantin IV. mußte dieses Donaubulgarische Reich (zwischen dem Balkangebirge und dem Dnjestr) anerkennen. |
Die heutigen Bulgaren, ein Mischvolk der Balkanhalbinsel mit südslawischer Sprache; 8,1 Mill., davon 7,6 Mill. in Bulgarien, 370 000 in der Ukraine und Moldawien, der Rest in anderen Balkanländern, Rumänien und der Türkei. Die Bulgaren entstanden aus romanisierten Thrakern, zugewanderten Slawen und dem Turkvolk der Bulgaren. Von letzteren behielten sie das halbnomadische Hirtenwesen; daneben sind sie Ackerbauern. Sie gehören zur morgenländischen Kirche, die Pomaken sind Mohammedaner. Die Tracht ist reich an Farbe und Schmuck. Als Siedlungs- und Hausform ist Einzelhofsiedlung mit einstöckigen Fachwerkhäusern, im Gebirge mehrstöckig, vorherrschend. |
In Bulgarien und Nachbargebieten gesprochene südslawische Sprache; geschrieben wird in kyrillischer Schrift; Neubulgarisch ist erst seit dem 19. Jahrhundert Literatursprache. |
Es herrschen große landschaftliche und klimatische Gegensätze: -eine lößbedeckte Kreidetafel südlich der Donau mit Gras- und Getreidefluren (pontische Flora); -jenseits der Klimascheide des steil nach Süden abfallenden plateauförmigen Balkan (bis 2376 m hoch) das warme und fruchtbare Ostrumelische Becken; -westlich davon das hoch gelegene Becken von Sofia; -die Südgrenze umfaßt den größten Teil der hochgebirgsartigen, dichtbewaldeten Rhodopen, die Bulgarien vom Ägäischen Meer trennen; -Steilküste zum Schwarzen Meer; -nördlich des Balkan herrschen warme Sommer und kalte Winter, die im Süden ihre Wirkung verlieren. |
Der überwiegende Teil der Bevölkerung besteht aus (südslawischen) Bulgaren; daneben Türken, Makedonier und Roma; rund ein Drittel gehört der orthodoxen bulgarischen Nationalkirche an, 24% sind Moslems. |
Die Landwirtschaft (35% der Landesfläche Ackerbau, 16% Wiesen und Weiden) beschäftigt noch 21% der Erwerbstätigen, wird in ihrem Beitrag zum Bruttosozialprodukt aber inzwischen von der Industrie übertroffen. Sie liefert Tabak (Gebirgstäler), Obst, Wein (an Donau, Maritza, Struma und Mesta), Gemüse und Rosenöl für den Export. Ferner werden angebaut: Getreide (Weizen, Mais), Zuckerrüben, Sonnenblumen, Baumwolle, Reis u. a.; Seidenraupenzucht; Viehhaltung wird besonders in den Gebirgen betrieben. Wertvolle Braunkohlenlager finden sich am Oberlauf der Struma und bei Dimitrowgrad, Eisenerze bei Sofia und an der Tundscha; Bauxit- und Steinsalzlager; zahlreiche Thermen; Schwer-, Textil-, Lebensmittel-, Tabak- und chemische Industrie sind gut entwickelt. Ausgeführt werden Nahrungsmittel, Tabak, Fahrzeuge, Hebe- und Fördermittel; eingeführt werden Metalle, Fahrzeuge, Maschinen, Chemikalien, feinmechanisch-optische und Elektrogeräte, Haupthandelspartner sind Rußland und Deutschland. Das Verkehrsnetz umfaßt 4300 km (davon 2100 km elektrifiziert) Eisenbahnen und 33 000 km Straßen. Die Donau ist mit dem Hafen Ruse ein wichtiger Verkehrsträger. Schwarzmeerhäfen: Varna und Burgas; Seebäder, Fremdenverkehr. |